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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 121

1861 - Stuttgart : Hallberger
121 Und wie der fromme Bischof sie auf das Haupt ihm legt, Und Jedem wohl vor Freude das Herz im Busen schlägt; Da nah’n dem neuen König an dem Altare gleich Die Bitter, Herrn und Fürsten, die kühren in dem Beich*), Den Lehnseid ihm zu leisten, den Jeder gerne schwört, Den Jeder schon im Herzen ihm freudig hat gewährt. 1 Und wie er will empfangen auf’s Scepter ihren Eid, Da, sieh, das ist vergessen, ist nicht zum Dienst bereit. Basch langt er nach dem Kreuze und nimmt es vom Altar, Und reicht es mit den Worten des Reiches Fürsten dar: „Dies Zeichen hat erworben das Heil der ganzen Welt, „Das sei nun statt des Scepters, wenn’s euch, ihr Herrn, gefällt!“ Und es gefiel wohl Allen, und freudig schwuren All, — D’rauf „Heil dem frommen König!“ ertönt’s mit Einem Schall. (Frankl.) Rudolph war vor Allem bemüht, das gesunkene kaiserliche An- sehen Wieder herzustellen. Er nöthigte viele Große, die widerrechtlich eingezogenen Reichsgüter wieder herauszugeben, verkündigte einen all- gemeinen Landfrieden und strafte besonders die Raubritter mit aller Strenge. In Schwaben ließ er 5, in Thüringen aber 66 Raub- schlösser niederreißen, und 29 Räuber, die zu Ilmenau gefangen wurden, hinrichten. Er schrieb an die deutschen Fürsten, daß es sein Vorsatz sei, Ordnung und Ruhe in dem lang zerrütteten deutschen Reiche wieder herzustellen und den Unterdrückten Schutz und Sicher- heit wider die Gewaltthätigkeiten der Mächtigen zu verschaffen. Nun richtete Rudolph seine Macht gegen den stolzen und mächtigen Otto- k a r, König von Böhmen und Mähren und Herrn von Steyermark, Kärnthen und Kram, der sich weigerte, ihn als Kaiser anzuerkennen. Sein Uebermuth wurde jedoch hart gezüchtigt, indem er bei diesem Anlasse Schlacht und Leben verlor. Böhmen und Mähren gab Rudolph dem Sohne des Erschlagenen; Oesterreich aber, sowie Steyermark und Krain verlieh er mit Einwilligung der Reichs- fürsten seinen eigenen Söhnen Albrecht und Rudolph und wurde so der Stammvater des österreichischen Kaiserhauses. In seinem ganzen Betragen zeigte Rudolph die Einfachheit und Leutseligkeit eines wahrhaft großen Mannes. Er gönnte auch Leuten vom niedrigsten Stande Zutritt zu ihm. Als seine Diener einst einen armen Mann, der zu ihm zu kommen suchte, abweisen wollten, sagte er: „Bin ich darum König der Deutschen geworden, um mich vor ihnen zu verbergen?" — Nur vor Schmeichlern befahl er die *) Kühren, so viel als wählen, daher der Name Kurfürsten.

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 276

1861 - Stuttgart : Hallberger
§276 Die Weibertreue. Kaiser Konrad, der Hohenstaufe, hatte um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Stadt Weinsberg belagert und dieselbe so hart bedrängt, daß sie sich endlich ergeben mußte. Vor der Uebergabe baten nun die Frauen den Kaiser, daß er ihnen gestatten möchte, frei abzuziehen und ihre liebsten Schätze mitzunehmen. Der Kaiser gewährte diese Bitte, weil er, wie er sagte, nicht mit Frauen, son- dern mit Männern Krieg führe, und diese gedachte er hart zu strafen. Am Tage der Uebergabe öffneten sich nun die Thore und heraus kam ein Zug von Frauen, deren jede ihren Mann aus den Schultern trug. Der Kaiser wollte anfangs zürnen ob dieser List, und Viele, die bei ihm waren, meinten, daß er sein Wort, nicht halten dürfe, da sein Versprechen nicht so gemeint gewesen sei. Allein der edle Konrad war anderer Ansicht und sprach: „Es geziemt dem deutschen Manne nicht, sein Wort willkührlich zu deuten und zu drehen." So begnadigte er Hann sämmtliche Einwohner, und seitdem wurde diese Burg die „Weibertreue" genannt. 2) Im Schwarzwaldkreis ist Reutlingen die Hauptstadt. Handel und Gewerbe sind auch hier sehr bedeutend. Reutlingen war in frühern Zeiten eine freie Reichsstadt und hatte viel mit den Herren von Württemberg zu kämpfen, die manchmal von ihrer be- nachbarten Bergveste Achalm, die jetzt in Trümmern liegt, herüber- kamen und die Stadt beunruhigten und angriffen. Aber auch die Städter säumten nichts wenn sie dem Grafen und seinen Anhängern schaden konnten. Einst, es war am 14. Mai 137.7, waren sie in das Uracher Thal gezogen, verwüsteten die Gegend und trieben die Heerden hinweg. Indessen hatte sich Graf Ulrich mit seinen Verbün- deten in der Nähe der Stadt aufgestellt, um die Reutlinger bei ihrer Seimkehr so übel als möglich zu empfangen. Mit Jauchzen und esang rückten sie heran und ein heißer Kampf begann. Während desselben brach aber auch ein Haufen zurückgebliebener Bürger aus der Stadt heraus und — — Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wuth, Heut will der Städter baden im heißen Ritterblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so blutig roth gefärbt! Mehr als 60 Ritter, unter diesen auch die Grafen von Zollern, von Tübingen und von Schwarzenberg, zählte mau unter den Todten, deren Ramm und Wappen man an den Fenstern des Rathhauses zu verewigen suchte. Ziehen wir von hier durch das Honauerthal aufwärts, so treffen wir oberhalb Pfullingen in einem Berge die merkwürdige Nebel-

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 112

1861 - Stuttgart : Hallberger
112 derte dem Papst mit den ergreifendsten Worten die Noth der Gläu- bigen im heiligen Lande und die Bedrückungen, welche die Mutter aller Kirchen dort erdulde. Der heilige Vater sandte den beredten und von heiligem Eifer erfüllten Gottesmann aus, um überall, in Städten und Dörfern zu erzählen und zu schildern, was er selbst gesehen und gehört habe und berief nachher eine Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich, welcher mehr als 200 Erzbischöfe und Bischöfe und eine unzählige Menge von Geistlichen und Laien beiwohnten. Der Papst saß auf einem hohen Throne unter freiem Himmel, umgeben von seinen Cardinälen, und Peter der Einsiedler stand an seiner Seite. Dieser schilderte hier noch ein Mal mit feuriger Beredsamkeit die Noth und das Elend der Christen im heiligen Lande, so daß alle Zuhörer tief ergriffen laut weinten und schluchzten, und als darauf der heilige Vater die Anwesenden auf- forderte, den Ungläubigen die heiligen Orte zu entreißen, da rief die ganze Versammlung voll heiliger Begeisterung: „Gott will es! Gott will es!" Viele Tausende erklärten sich sogleich bereit an dem heiligen Kriege Theil zu nehmen, hefteten ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter und erhielten den Namen „Kreuzfahrer". Ueberall wurde fetzt das Kreuz gepredigt, es entstand eine allgemeine Bewegung unter den Christen des Abendlandes: das Zeichen des Kreuzes trieb sie in den Krieg und durch dasselbe hofften sie zu siegen. Im Jahr 1096 fand der erste Kreuzzug unter Anführung des tapfern Herzogs von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon*) Statt. Er war ein schöner, kraftvoller Mann in der Blüthe seiner Jahre, eine wahre Heldengestalt, voll Gottesfurcht und Menschen- freundlichkeit, gewandt im Gebrauche der Waffen und voll tiefer Einsicht. Ihn begleiteten seine Brüder Eustach und Balduin und eine Menge von tapfern Grafen und Rittern; im Ganzen aber be- theiligten sich an diesem Kreuzzuge gegen 600,000 Menschen. Unter vielen Mühseligkeiten und großer Noth erreichten sie das gelobte Land; aber viele Tausende waren dem erlittenen Ungemach unter- legen. Hunger und Durst, die unerträgliche Hitze und ein Heer von ansteckenden Krankheiten hatten einen großen Theil des Zuges aufgerieben und beinahe hätte derselbe auch seinen vortrefflichen Füh- rer verloren, der einem Pilger zu Hilfe eilte, welcher in einem Walde von einem furchtbaren Bären angefallen worden war und um Hilfe rief. Sobald nämlich die wilde Bestie den Herzog gewahr wurde, stürzte sie auf ihn los und verwundete sein Pferd dergestalt, daß er den Kampf zu Fuß unternehmen mußte. Mit aufgesperrtem Rachen hatte das Ungeheuer schon den Herzog mit einer Tatze umfaßt, aber mit starker Faust stieß ihm dieser das Schwert bis zum Griff in *) Sprich Bullion, ohne das „n" deutlich hören zu lassen.

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 123

1861 - Stuttgart : Hallberger
123 edeln Großvaters. Wie dieser zeichnete er sich durch große Anlagen und liebenswürdige Eigenschaften aus. Dabei war er stattlich und wohlgebaut und sein freundliches und ausdrucksvolles^Gesicht war von reichlichen Locken umwallt, weßhalb er auch „Friedrich der Schöne" genannt wurde. Schon nach seines Vaters Tode hatte er sich um die Kaiserkrone beworben; da derselbe aber nicht in gutem Andenken stand, mußte es auch der Sohn empfinden, und Heinrich von Luxemburg wurde ihm vorgezogen. Als aber dieser nach wenigen Jahren starb, wurde Friedrich zu Frankfurt am 19. Okt. 1314 wirklich zum Kaiser gewählt. An dieser Wahl hatten jedoch nicht alle Kurfürsten Theil ge- nommen, und diejenigen, die mit derselben nicht übereinstimmten, wählten Tags daraus Ludwig von Bayern zum deutschen Reichs- oberhaupte. Da nun keiner der beiden Kaiser seine Ansprüche aus- geben wollte, so entspann sich zwischen ihnen ein langer Krieg, in welchem endlich Friedrich von'ludwig gefangen genommen und auf dem festen Schlosse Trausnitz in enge Hast gesetzt wurde, wo er fast drei Jahre schmachtete. Inzwischen hatte Herzog Leopold, der seinen geliebten Bruder zu befreien suchte, den Krieg eifrig fortgesetzt, und Ludwig gerieth mehrere Male in die übelste Lage. Er suchte sich daher mit Fried- rich auszusöhnen und ritt nach Trausnitz, wo er diesem unter der Bedingung, daß er dem deutschen Throne entsagen und ihm, dem Kaiser, gegen alle seine übrigen Feinde beistehen solle, die Freiheit anbot; könne er aber diese Bedingungen nicht erfüllen, so solle Friedrich sich wieder in die Gefangenschaft zurück begebeu. Friedrich versprach dieses; beide empfieugen darauf das heilige Abendmahl und Friedrich eilte frei zu den Seinigen zurück. Hier aber fand er Manches anders, als er erwartet hatte. Sein treues Weib hatte sich über sein Unglück blind geweint, und sein Bruder war mit seinem Vertrag gar nicht einverstanden, weß- halb er erklärte, daß er demselben nimmermehr beitreten werde. Friedrich war also nicht im Stande, die Bedingungen zu erfüllen, welche Ludwig gestellt hatte, und schon nahte die Zeit, in welcher er versprochen hatte zurückzukehren. Im tiefsten Schmerze riß er sich von den Seinigen los; obgleich man ihm beweisen wollte, daß sein Versprechen erzwungen sei und daher nicht gehalten werden müsse, so wollte er doch sein gegebenes Wort erfüllen als deutscher Mann und als Fürst. Freiwillig eilte er in seinen Kerker zurück, der ihn von Allem trennte, was ihm auf Erden lieb und theuer war — — und stille tritt er zu Ludwig und überreichet sein Schwert: „Treu wollt' ich mein Wort dir lösen, mir ward's vom Geschicke verwehrt;

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 352

1860 - Stuttgart : Hallberger
Mwwwwwwwwm 352 Der Graf getreu und gut, Besucht es jedes Jahr, Erfreute dran den Muth, Wie es gewachsen war. Der Herr war alt und lass, Das Reislein war ein Baum, Darunter oftmals sass Der Greis in tiefem Traum. Die Wölbung, hoch und breit, Mit sanftem Rauschen mahnt Ihn an die alte Zeit Und an das ferne Land. lbor-per reichste Fürst. fj Preisend mit viel schönen Neben Ihrer Lander Werth und Zahl, Saßen viele deutsche Fürsten Einst zu Worms im Kaisersaal. Herrlich, sprach der Fürst von Sachsen, Ist mein Land und seine Macht, Silber hegen seine Berge Wohl iu manchem tiefen Schacht. Seht mein Land in üppger Fülle, Sprach der Kurfürst von dem Rhein, Goldne Saaten in den Thälern, &etii! Große Städte, reiche Klöster, Ludwig, Herr zu Bayern, sprach. Schaffen, daß mein Land dem euren Wohl nicht steht an Schätzen nach. Eberhard, der mit dem Barte, Württembergs geliebter Herr, Sprach: Mein Land hat kleine Städte, Trägt nicht Berge silberschwer; Doch ein Kleinod hälts verborgen: Daß in Wäldern, noch so groß. Ich mein Haupt kann kühnlich legen Jedem Unterthan in Schooß. Und es rief der Herr von Sachsen, Der von Bayern, der vom Rhein: Graf im Bart, ihr seid der reichste, Euer Land trägt Edelstein! M i">ry Wer Münstngcr Vertrug. / (1482.) / Das Land Württemberg hatte sich durch die kluge Sparsamkeit seiner Grafen nach und nach so vergrößert, daß ein berühmter Mann jener Zeit .^Aeneas Sylvius) bezeugt: „Unter allen Grafen Deutschlands sind die mäch- tigsten zu dieser Zeit die von Württemberg, nicht geringer als Markgrafen oder Herzoge." Allein im Jahr 1441 war es in zwei Theile getheilt worden. Die Hauptstadt des einen war Stuttgart, die des andern Urach. Diese Theilung, die leicht der Anfang zur weiteren Zersplitterung des Landes hätte werden können, wurde unter den Grafen Eberhard dem älteren in Urach (Eber- hard im Bart) und Eberhard dem jüngeren in Stuttgart wieder aufgehoben. Eberhard der jüngere war in seiner Jugend an keinen strengen Gehorsam gewöhnt worden, sondern im Eigenwillen aufgewachsen, und hatte vollends

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 330

1860 - Stuttgart : Hallberger
330 suchten sich unabhängig, und andererseits der niedere Adel von seinen Lehensver- pflichtungen gegen den höheren frei zu machen. Die Grafen von Württemberg hatten die Landvogtei in Schwaben; einen Herzog von Schwaben gab es nicht mehr. Ein großer Theil des schwäbischen Adels hatte sich gegen die wachsende Macht der Städte, so wie der Grafen von Württemberg, vereinigt. Man hieß sie Schlegler oder Martinsvögel, nach der Art ihrer Bewaffnung und dem Stiftungstage des Bundes. Die Hauptleute desselben waren die Grafen Wolf und Wilhelm von Eber- stein und Wolf von Wunnenstein, wegen seiner glänzenden Rüstung der gleißend Wolf genannt. Wolf von Eberstein war ein berüchtigter Landfriedensbrecher, weß- halb schon 1357 Graf Eberhard seine Feste Alteberstein in kaiserlichem Auftrag zer- l stört hatte. In schönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn, Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stolzer Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus, Er trägt nicht Helm noch Panzer, nicht gehts auf blutgen Strauß, Ins Wildbad will er reiten, wo heiß ein Quell einspringt, Der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jüugt. Zu Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter ein, Und trinkt bei Orgelschalle den kühlen Klosterwein. Dann gehts durch Tannenwälder ins grüne Thal gesprengt, Wo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt. Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein stattlich Haus, Es hängt daran zum Zeichen ein blanker Spieß heraus; Dort steigt der Graf vom Rosse, dort hält er gute Rast, Den Quell besucht er täglich, der ritterliche Gast. Wann er sich dann entkleidet und wenig ausgeruht, Und sein Gebet gesprochen, so steigt er in die Fluth; Er setzt sich stets zur Stelle, wo aus dem Feljenspalt Am heißesten und vollsten der edle Sprudel wallt. Ein angeschoßner Eber, der sich die Wunde wusch, Verrieth voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch, Nun ists dem alten Necken ein lieber Zeitvertreib, Zu waschen und zu strecken den narbcnvollen Leib. \mi/Da kommt einsmals gesprungen sein jüngster Edelknab: „Herr Graf! es zieht ein Haufe das obre Thal herab. Sie tragen schwere Kolben, der Hauptmann führt im Schild .Ein Möslcin roth von Golde und einen Eber wild."

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 369

1860 - Stuttgart : Hallberger
369 geliums auch in weit entlegene Länder ausgeworfen werden. Jedermann mußte erkennen, daß die in diesem Bekenntniß enthaltene Lehre dem Inhalt der l,eiligen Schrift und den Schriften der angesehensten Kirchenlehrer gemäß sei. Nach geschehener Verlesung des Bekenntnisses wollte Doktor Brück beide Entwürfe derselben dem kaiserlichen Geheimschreiber übergeben, allein der Kaiser streckte selbst die Hand darnach aus, gab das deutsche Bekenntniß dem Kurfürsten Albrecht von Mainz und behielt das lateinische für sich. Die protestantischen Stände statteten hierauf dem Kaiser, dem König und den an- dern Fürsten für gnädiges und gütiges Gehör ihre Danksagung ab. Ein neues Gefühl belebte und durchdrang sie von diesem großen Augenblick an. Durch daö feste Band eines geuleinsamen Glaubens fühlten sie sich jetzt mehr denn je zuvor innig verbunden. 170. Herzog Ulrichs Rückkehr in sein Vaterland. (1534.) Herzog Ulrich von Württemberg hatte sich durch sein heftiges, wildes Wesen die Herzen seiner Unterthanen entfremdet; was Wunder, daß es seinen Feinden so leicht gelang, ihn vom Thron zu stoßen und aus dem Lande zu ver- jagen! Die freien Reichsstädte nemlich, die es damals noch im Lande gab, Ulm, Reutlingen, Eßlingen, Weil die Stadt, Heilbronn und andere hatten mit vielen Edelleuten, Fürsten und Grafen, die ebenfalls nicht unter dem Herzog standen, zusammen einen Bund wider Herzog Ulrich gemacht, den man den schwäbischen Bund nannte. Als nun Ulrich im Jahr 1519 die Stadt Reutlingen angriff und theilweise zerstörte, so erhoben sich die Verbündeten wider ihn, vertrieben denselben, nahmen sein Land in Besitz und verkauften es an den Kaiser Karl V., der es seinem Bruder, dem Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, zu eigen gab. Fünfzehn Jahre (von 1519—1534) war Württem- berg unter österreichischer Herrschaft, und der Reformation der Kirche, die in jener entscheidungsvollen Zeit allenthalben vordrang, wurde mit großer Strenge der Weg in das Land Württemberg gewehrt. Doch während man alle evange- lischen Schriften verbot, und wo man ihrer habhaft werden konnte, sie ver- brannte, die der evangelischen Gesinnung verdächtigen Prediger vertrieb rc., traf der Herr bereits Anstalten, die Gedanken der Menschen zu Schanden zu machen; und das Werkzeug dazu sollte der vertriebene Herzog Ulrich sein. Die- ser war in der Fremde auf den evangelischen Glauben aufmerksam gemacht wor- den, den er im Taumel seiner Hoflustbarkeiten und tut Trotze seiner Macht viel- leicht lange unbeachtet gelassen oder wohl gar unterdrückt hätte. Wie tief die Wahrheit damals dem Herzog ins Herz gedrungen, ist schwer zu sagen; aber es war immerhin von Wichtigkeit, daß er dem Evangelium geneigt wurde, um, wenn er einmal wieder in sein Land käme, die Verbreitung desselben wenigstens nicht zu hindern. Er war im Feuer der Trübsal geläutert, war um vieles sanf- ter und milder worden, hatte auch erfahren, daß die Anfechtung lehret aufs Wort merken (Jes. 28, 19.), wie er denn auch seinen früheren, trotzigen Wahlspruch: „es bleibt dabei!" abgelegt hatte und sich nun an den besseren sämtlicher evangelischen Fürsten hielt: „Gottes Wort blei- Lesebuch. 24

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 334

1860 - Stuttgart : Hallberger
Als nun von seinen Wunden Graf Ulrich ausgeheilt, Da reitet er nach Stuttgart, er hat nicht sehr geeilt Er trifft den alten Vater allein am Mittagsmahl; Ein frostiger Willkommen! kein Wort ertönt im Sacu. 2 4 Dem Vater gegenüber sitzt Ulrich an dem Tisch, Er schlägt die Augen nieder, man bringt ihm Wein und Fisch; Da faßt der Greis ein Meffer und spricht kein Wort dabei, Und schneidet zwischen beiden das Tafeltuch entzwei.*) 3. Die Döffinger Schlacht. 23. August 1388. Die Verbindungen der Reichsstädte unter einander bewogen die Fürsten und Edeln gleichfalls zu Vereinigungen, von denen die wichtigste der Löwenbund war. Er breitete sich durch Schwaben und Franken und die überrheinischen Länder aus und ward in mehrere Kreise getheilt, von denen jeder seine Hauptleute hatte. Eberhards Sohn, Ulrich, war einer der Hauptleute des schwäbischen Kreises. Der Sieg der schweizerischen Eidgenossen bei Sempach (1386) über den Erzherzog Leo- pold, den Schwager Eberhards, erhöhte den Uebermuth der schwäbischen Reichsstädte gegen Eberhard, dessen Völker auch mit bei Sempach gefochten hatten. Neun und zwanzig Reichsstädte brachen ins württembergische Gebiet ein und verheerten Alles weit und breit. Viertausend Manu belagerten den stark befestigten Kirchhof zu i Döffingen bei Böblingen, als ihnen Eberhard mit den Hülfsvölkern vieler Mitglieder des Löwenbundes entgegenzog und eine Schlacht lieferte. Dem Wolf von Wunnen- verdankte Eberhard vorzüglich den Sieg. >'Am Ruheplatz der Todten, da pflegt es still zu sein, Man hört nur leises Beten bei Kreuz und Leichenstein! Zu Döffingen wars anders, dort scholl den ganzen Tag Der feste Kirchhof wieder von Kampfruf, Stoß und Schlag. Die Städter sind gekommen, der Bauer hat sein Gut Zum festen Ort geflüchtet und hälts in tapfrer Hut; Mit Spieß und Karst und Sense treibt er den Angriff ab, Wer todt zu Boden sinket, hat hier nicht weit ins Grab. t Graf Eberhard der Greiner vernahm der Seinen Noth, Schon kommt er angezogen mit starkem Aufgebot; Schon ist um ihn versammelt der besten Ritter Kern, Dom edeln Löwenbunde die Grafen und die Herrn. /,Da kommt ein reis'ger Bote vom Wolf von Wunnenstein: „Mein Herr, mit seinem Banner will euch zu Dienste sein." Der stolze-Graf entgegnet: „ich hab sein nicht begehrt, Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt." *) Dieser Gebrauch kommt als Ehrenstraft Ar Otter und Edelleute auch sonst im Mittelalter oor. 1

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 386

1860 - Stuttgart : Hallberger
386 durstet nach der göttlichen Wahrheit, hinwiederum aber wehe den Verächtern göttlichen Worts! Ja! ein selig Volk ist das, welches der Herr ein Gott ist!" Am 23. April 1544 hielt Huberinus die erste evangelische Predigt in der Stiftskirche zu Oehringen. Vollendet wurde das Werk der Reformation in Hohenlohe durch die Nachfolger der Grafen Albrecht und Georg, die beiden Grafen Ludwig Kasimir und Eberhard von Hohenlohe, von denen ersterer die neuensteinische, letzterer die waldenburgische Linie stiftete. Diese traten im Jahr 1551 öffentlich der evangelischen Lehre bei und förderten (besonders Kasimir, geb. den 12. Januar 1517) die Ausbreitung derselben mit vielem Eifer. Ueber der Kirche wurde auch das hart darniederliegende Schulwesen nicht vergessen. Die Grafen Wolfgang und Kraft, Neuensteiner Linie, grün- deten besonders vom Jahr 1581 an viele neue Schulstellen. Die erste Mäd- chenschule wurde im Jahr 1587 in Oehringen errichtet, und damit für diese Stadt Luthers Wunsch, den er schon im Jahr 1520 aussprach, erfüllt: „Wollte Gott, daß jede Stadt hätte auch eine Mägdleinschule, darin des Tags die Mägdlein eine Stunde das Evangelium höreten!" Vorher nemlich war für den Schulunterricht des weiblichen Geschlechts so viel wie gar Nichts geschehen. Die beiden Grafen gingen dabei von der Ansicht aus, „daß in einem wohlge- ordneten Regiment nächst dem göttlichen Worte gute Schulen das höchste Klei- nod und gleichsam schöne Gärten seien, worin allerhand fruchtbare Bäume erzogen werden, welche man mit der Zeit an mancherlei Orte hin versetzen könne, wo sie nützliche Früchte bringen." Durch den zu Augsburg im Jahr 1555 geschloffenen Neligionsfriedeu.waren den Evangelischen gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt worden; allein die letzteren erlaubten sich als die Stärkeren im Lauf der Zeit allerlei Bedrückungen gegen die Evangelischen, und in Folge davon kam es im Jahr 1618 zu einem Krieg, der in Böhmen anfing, aber nach und nach sich über ganz Deutschland aus- . '« breitete und dasselbe dreißig Jahre lang verheerte, daher man diesen Krieg den dreißigjährigen Krieg nennt. Die protestantischen Fürsten hatten alle ihre Kraft aufgeboten, aber vergebens; der bayerische General Tilly und der kaiserliche Ober- feldherr Wallenstein erfochten Sieg auf Sieg über sie und über den König von Dänemark, der ihnen zu Hülfe kommen wollte. Die Sache der deutschen Protestanten war nun in der größten Gefahr, und bet Menschen schien Alles verloren. Der Kaiser herrschte durch seine Heere unum- schränkt, und jetzt war es, als hätte er die Macht in Händen, die evangelische Lehre ganz zu unterdrücken. Doch wenn der Menschen Rath und Hülfe aus ist, sängt des Herrn Hülfe an, und was Gott erhalten will, ist wohl erhalten! Die Blicke der bedrängten Protestanten richteten sich nach Schweden, und dem edlen, frommen Schwedenkönig Gustav Adolph entbrannte das Herz über dem Leiden seiner prote- stantischen Brüder. Wohl hoffte er auch deutsches Land und Einfluß in Denffchland zu erwerben; aber dabei lag ihm doch die Rettung der evangelischen Kirche sehr am (1618—1648.)

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1860 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst i-n dessen Dienste, um so zum Worthaltzen genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, aus denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las 'in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er stch der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er schlug ste aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er stch von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4.Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er ste übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, wie sein Fels. der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold —- So schläft hier Konrad Widerhold.
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